Wichtige Leberhautzeichen

Lebersternchen oder Spider naevi sind Gefäßerweiterungen in der Haut Leberkranker. Sie entstehen wahrscheinlich durch gefäßaktive Substanzen, die parallel zur Schwere einer Lebererkrankung gebildet werden. Vereinzelt kommen sie aber schon bei Lebergesunden vor, insbesondere im ersten Drittel einer Schwangerschaft.

Ein gehäuftes Auftreten, vor allem zusammen mit anderen Leberhautzeichen wie Palmerythrem und Dupuytren’sche Kontraktur, kann auf das Vorliegen einer chronischen Lebererkrankung hinweisen. Bessert sich diese entscheidend, können auch die Lebersternchen wieder völlig verschwinden.

Die Lebersternchen finden sich vorwiegend am Kopf, Hals, an der Brust und an den Armen. Im Gesicht sind sie oft zuerst an den Druckstellen einer Brille zu sehen. Ein kompletter Leberstern enthält eine Zentralarterie, oft nur als roter Fleck zu erkennen, und mehrere sternartig angeordnete kleine Venen. Diese lassen sich durch Druck mit dem Finger oder einem Spatel völlig ausstreichen, was bei der Zentralarterie nicht gelingt. Wegen der spinnenartigen Form benutzen die Angelsachsen das Wort „Spider naevi“ oder „Liver spider“.

Als Palmarerythem (Palma = Handinnenfläche) bezeichnet man eine diffuse fleckige Rötung der Daumen- und Kleinfingerballen sowie der Endglieder der Finger an den Handinnenflächen.

Dabei fühlen sich die Hände warm an. Sehr viel seltener finden sich entsprechende Veränderungen an der Fußsohle, dann Planatarerythem genannt. Am stärksten ausgeprägt ist das Palmarerythem am frühen Morgen, wenn die Hände nachts warm gehalten wurden, und nach stärkerer Aufregung.

Innerhalb des Palmarerythems können sich inkomplette Lebersternchen entwickeln, d.h. Gefäßspider ohne Zentralarterie. Das Palmarerythem entsteht relativ früh bei chronischen Leberkrankheiten und kann bei ihrer Besserung wieder völlig verschwinden.

Bei der Dupuytren’sche Kontraktur entwickeln sich strangförmige Gewebeverhärtungen, die zu schweren Beugekontrakturen, vor allem des Ringfingers, führen.

Die Dupuytren’sche Kontraktur entwickelt sich vorwiegend bei alkoholisch bedingten Leberschäden wie Fettleber und Leberzirrhose, kommt aber auch bei Lebergesunden und Diabetikern vor.

Unter Weißnägeln versteht man eine hellrosa-silberweiße Verfärbung der Finger- und Fußnägel.

Gleichzeitig sind diese leicht gewölbt und tragen zahlreiche Rillen. Die Halbmonde (Lunulae) am Nagelansatz verschwinden schließlich völlig. Häufig zeigt der Fingernagel auch die Form einer leicht geschwungenen Brücke (Brückennagel). Ursache der Nagelveränderungen bei chronischen Leberkrankheiten dürften Störungen des Keratinstoffwechsels sein.

Keratin enthält einen hohen Prozentsatz an schwefelhaltigen Aminosäuren Cystin und Methionin, die mit zunehmendem Leberparenchymschaden nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen.

Deswegen finden sich ausgesprochene Weißnägel meist erst bei 10 – 20 Jahre bestehender Leberzirrhose – sind also ein Spätzeichen.

Parallel dazu kann auch das Haarwachstum abnehmen, da auch die Haare aus Keratin bestehen.

Der von KALK zuerst gebrauchte Ausdruck „Geldscheinhaut“ vergleicht die Haut des Leberkranken mit der relativ rauen Oberfläche einer Dollarnote. Es handelt sich dabei um eine partielle Hauptatrophie, meist am Halsansatz und an der Handoberfläche, mit diffusen arteriellen Erweiterungen.

Besonders deutlich erscheint die Geldscheinhaut nach längerer Sonnenexposition. Von allen Leberhautzeichen ist sie am wenigsten leberspezifisch und kommt auch bei Lebergesunden vor.

Die Zunge bei Leberzirrhosekranken ist oft hochrot verfärbt, sog. Erdbeerzunge. Solange diese noch feucht ist, besteht noch kein Grund zur Beunruhigung. Wird die Zunge aber bei weiterer Austrocknung oder Flüssigkeitsverlust ebenfalls trocken, bekommt sie eine dunkelrote bis leicht violette Färbung, sog. Himbeerzunge. Diese Himbeerzunge ist häufig der erste sichtbare Hinweis auf ein drohendes Leberversagen bei Leberzirrhosekranken.